Die 15-Jährige will mit Jogginghose und bauchfreiem Top in die Schule, der 16-Jährige mit Basecap und zerrissener Jeans: Was Teenager tragen, entspricht nicht immer dem, was ihre Eltern für angemessen halten.
Und Diskussionen, ob es an Schulen einen Dresscode braucht, werden womöglich nicht nur regelmäßig öffentlich geführt – sondern hin und wieder auch am Frühstückstisch.
Doch mit dem Teenager-Nachwuchs darüber streiten, ob man nun wirklich in diesem oder jenem Outfit ins Klassenzimmer gehen sollte, oder gar Verbote aussprechen – davon rät Kira Liebmann ab. Die Gründerin der Akademie für Familiencoaching im bayerischen Maisach sagt: «Ganz oft unterscheiden sich die Jugendlichen ganz bewusst kleidungstechnisch von den Eltern. Und wenn die Eltern etwas blöd finden, machen sie genau das.»
Sich mit Lehrkräften austauschen
Wer also das bauchfreie Top oder die Jeans mit Löchern zum absoluten No-Go erklärt, riskiert im Zweifel vor allem eines: Gegenwehr. Oder gar heimliche Umstylingaktionen vor der Schule. Gerade bei über 14-Jährigen seien Eltern bei der Outfitwahl quasi «raus», sagt Liebmann. «Da können wir nicht mehr viel beeinflussen.»
Das muss nicht unbedingt etwas Schlechtes sein: «Grundsätzlich ist die Zeit der Pubertät auch die Zeit der Identitätsentwicklung und der Rebellion. Wenn man weiß, wogegen man ist, wird auch klarer, wofür man ist», erklärt die Stilberaterin und Coachin für Berufswegplanung Dunja Heß. «Das zeigen Jugendliche gern sehr anschaulich und auch manchmal provokativ in ihren Schuloutfits.» Und damit immerhin in einem geschützten Rahmen – anders als später im Berufsleben.
«Erfahrungsgemäß haben viele Schulen bereits Vorgaben, an die sie immer mal wieder erinnern», ergänzt Heß. Statt Streit mit dem Nachwuchs anzufangen, rät Kira Liebmann, sich im Zweifel einmal mit Klassen- oder Vertrauenslehrern des Kindes auszutauschen und eine Einschätzung einzuholen: Ist der Kleidungsstil des Kindes tatsächlich ein Problem? «Wenn es zu sehr grenzüberschreitend ist, wird die Schule das regeln», sagt Liebmann.
Gemeinsam Kompromisse finden
Gänzlich tatenlos zusehen müssen Eltern, die mit dem Kleidungsstil ihres Nachwuchses hadern, dennoch nicht. Womöglich lassen sich beim gemeinsamen Aussuchen neuer Stücke ja Kompromisse finden.
Und wer so gar nicht mit den Outfits einverstanden ist, die Tochter oder Sohn sich ausgucken, muss diese auch nicht finanzieren. «Dann können die Kinder sie entweder vom Taschengeld kaufen oder sie haben dann solche Kleidung gar nicht», sagt Liebmann.
Ein paar Tipps für schultaugliche Kompromisse hat Stilberaterin Dunja Heß. Etwa, wenn es um die derzeit angesagten Cropped Tops geht, also Stücke, die viel Bauch freilassen. Sie könne man etwa zu Jeans oder Stoffhosen mit hohem Bund kombinieren. Und zwar so, dass nur noch maximal zwei Fingerbreit Haut oberhalb des Bauchnabels zu sehen sind.
Ripp-Top und Kargohose als Alternative
Ebenfalls eine Alternative für Teenager: Zum Ripp-Top greifen. Die Tops seien ebenfalls figurnah, so Heß. Sie haben aber «immer etwas breitere Träger und enden in der Regel mit dem Hosenbund oder kurz darüber». Das sehe «sehr viel eleganter aus als die bauchfreie Variante», könne aber genauso kombiniert werden.
Wer hingegen den aktuellen Destroyed-Jeans-Trend mitmachen mag, kann für die Schule vielleicht zu Varianten greifen, die lediglich an der Kniepartie aufgerissen sind. Und statt der bequemen Jogginghose lässt sich womöglich eine Stoffhose mit Gummibund auswählen. «Kargohosen bieten ebenfalls Beinfreiheit und sind schultauglich», so Heß.
Sie rät Schülerinnen und Schülern in jedem Fall, «auch immer mal zu überlegen, was sie mit ihrer Kleidung vermitteln möchten». Nicht immer seien Jogginghose und Co. dann die beste Option.