Es ist nicht irgendein Abend, es gibt etwas zu feiern – eine Hochzeit, einen Abiball, vielleicht das Wiedersehen mit Freundinnen und Freunden nach längerer Zeit. Also: Ab auf die Tanzfläche, ausgelassen den Moment und das Leben feiern, die Musik im Körper fühlen.
Fies, wenn man nicht nur den wummernden Bass spürt, sondern auch, wie sich am Fuß eine Blase bildet. Autsch! Muss das jetzt sein? Nein, sagt Anna-Maria Simantira von der Schön Klinik München Harlaching. Sie weiß, wie Füße ausgiebiges Tanzen gut, im besten Fall ohne Blessuren, überstehen. Die Fuß- und Sprunggelenkchirurgin ist unter anderem Mitglied der Vereinigung Tanzmedizin Deutschland e.V.
Eine Nacht auf hohen Schuhen – was macht das mit den Füßen?
Highlife auf High Heels: «Das ist schon einiges, was der Fuß da leisten muss», sagt Anna-Maria Simantira. Es fängt schon damit an, dass wir zu einem Anlass wie einer Hochzeit oft die schicken Schuhe hervorholen, die wir vielleicht nur zwei-, dreimal im Jahr tragen.
Sie sind oft enger, haben höhere Absätze – sind also aus guten Gründen nicht die Schuhe, in die wir im Alltag schlüpfen. «Hohe Schuhe bedeuten, dass vor allem der Vorderfuß das Gewicht trägt. Dazu kommt, dass die Zehen weniger Platz haben», sagt Simantira. Der Fuß hat also weniger Stabilität und Komfort, wird durch das ungewohnte Schuhwerk stärker beansprucht. Es drohen Druckstellen und Blasen.
Übrigens: «Männer können auch leiden», sagt Simantira. Denn auch Herrenschuhe, die für die Hochzeit oder zum Ball auf dem Schuhschrank geholt werden, fallen oft enger aus als die Alltagstreter.
Kompromiss bei der Schuhwahl aus schick und bequem?
Was erst einmal hilft: den eigenen Fuß und dessen Fehlstellungen gut zu kennen. Ist er eher breit, sollte man ihn nicht in die schmale Riemchensandale quetschen – sonst bereitet schon der dritte Song auf der Tanzfläche keine Freude mehr. «Zumal es bei so schicken Schuhen ja meist auch nicht möglich ist, Einlagen zur Unterstützung einzulegen», so Simantira.
Was wir nicht vergessen dürfen: Die Füße tragen unser gesamtes Körpergewicht. «Und je kleiner die Auflagefläche, desto instabiler wird es», sagt die Expertin. Es geht also um einen Kompromiss: schick – und doch einigermaßen komfortabel und stabil.
Das geht mit einem Schuhmodell mit breiterem und/oder niedrigerem Absatz. Und wenn man auf keinen Fall an Höhe sparen will? «Dann kann ich durch ein bisschen Plateau im vorderen Bereich Höhe gewinnen, ohne dass der Fuß allzu steil stehen muss», rät Simantira.
Auch wenn man die feinen Schuhe vielleicht nur wenige Male im Jahr aus dem Schrank holt: Es lohnt sich, in Qualität zu investieren. «Zum Beispiel, indem man einen Schuh auswählt, der im Ballenbereich ein kleines Polster hat und damit mehr Unterstützung bietet. Schließlich will man auf der Party ja nicht in der Ecke sitzen und sagen: „Die Schuhe sehen zwar schick aus, aber tanzen kann ich damit nicht unbedingt“.»
Wie kann ich Blasen vorbeugen?
Um Blasen zu vermeiden, muss man wissen: Blasen entstehen durch Druck oder Reibung. Und sie bilden sich oft an ähnlichen Stellen am Fuß. Simantira rät daher zu einer Rückschau: Hat man Blasen bislang vor allem hinten an der Ferse gehabt, wo Schuhkante und Haut gegeneinander schubbern? Oder neigt man vielleicht eher zu Blasen außen am kleinen Zeh?
«Ich muss also wortwörtlich herausfinden: Wo drückt der Schuh?», sagt Simantira. Diese Stellen kann man dann für die Partynacht gezielt entlasten. Das kann heißen: dort vorab ein Blasenpflaster aufkleben, einen Pflasterstreifen oder etwas Kinesiotape in Hautfarbe. «Hauptsache, die Reibung findet nicht zwischen Fuß und Schuh, sondern zwischen Schuh und Pflaster statt.» Es gibt auch spezielle Druckschutzringe, die man an den entsprechenden Stellen aufkleben kann.
Die Fußchirurgin rät allerdings dazu, es nicht zu übertreiben: «Je mehr ich in an Material in den Schuh packe, desto weniger Platz hat der Fuß. Also: Nicht von allen Seiten planlos polstern, sondern bitte gezielt.» Und natürlich: Trägt man Socken oder eine Strumpfhose, sollte man prüfen, dass am Fuß keine Nähte drücken. Auch damit kann man sich Blasen holen.
Wie kann ich meine Füße noch gut auf Partynächte vorbereiten?
Blasen und Druckstellen sind nicht die einzigen Fußprobleme, zu denen es auf der Tanzfläche kommen kann. «Wir haben nicht selten Patientinnen, die in so einer Partynacht auf High Heels umknicken und dann am nächsten Tag in die Notaufnahme kommen», sagt Simantira.
Auch dem kann man vorbeugen – und zwar indem man in den Tagen und Wochen vor dem Fest dem Sprunggelenk etwas Aufmerksamkeit schenkt. Das lässt sich einfach in den Alltag einbauen – etwa indem man beim Zähneputzen auf einem Bein steht. Auch auf Zehenspitzen durch die Wohnung zu laufen, verschafft dem Sprunggelenk auf Dauer mehr Stabilität. So knickt man weniger schnell um.
Blase gebildet: Schuhe aus und barfuß weitertanzen?
«So wirklich empfehlen kann man das leider nicht», sagt Anna-Maria Simantira zum barfuß Tanzen. Und zwar aus Gründen der Hygiene. «Wenn ich eine Blase habe und barfuß herumlaufe, dann ist das Risiko da, dass Keime eine Eintrittspforte finden und es zu einer Infektion kommt.» Dazu kommt die Verletzungsgefahr – wenn bereits Gläser zerbrochen sind oder das Parkett kleine Schäden hat, haut man sich schnell Splitter in den Fuß.
Wenn es nicht mehr geht, man aber weitertanzen mag, schlüpft man idealerweise in einen gemütlicheren Schuh, den man vorsorglich eingepackt hat. «Das können die Lieblingssneaker sein oder zum Beispiel auch leichte, faltbare Ballerinas. Die schützen zwar nicht vor tollpatschigen Tanzpartnern – aber vor dem Schmutz auf dem Boden», sagt Simantira.
Erste Hilfe bei Blasen bieten Blasenpflaster, die auch in das kleinste Party-Täschchen passen. Sinnvoll ist der Medizinerin zufolge auch, die Blase zu desinfizieren. «Das ist in der akuten Situation aber natürlich schwierig.» Dennoch sollte man darauf achten, dass kein Schmutz an die Wunde gelangt.
Und am Tag danach: Wie komme ich wieder auf die Füße?
Sie merken die lange Nacht nicht nur im Kopf, sondern auch in den Füßen? Gut ist, ihnen nun eine Auszeit und etwas Wellness zu gönnen, damit sie sich erholen können. «Professionelle Tänzer machen zwischen den Vorführungen Eisfußbäder», sagt Anna-Maria Simantira. «Hier sollte aber ein einfaches Fußbad reichen.»
Ansonsten gilt: die Füße kühlen, sie hochlegen, mit einer pflegenden Creme etwas massieren. Und das intensive Lauftraining lieber auf einen anderen Tag verschieben – wenn man das aufgrund von Müdigkeit oder Kater-Schädel nicht ohnehin schon vom Plan gestrichen hat.