Kaum eine Farbe ist so schlicht und so vielseitig kombinierbar – und sorgt dennoch für Diskussionen: Beige ist für die einen der Inbegriff eines biederen, altbackenen Looks, für andere verleiht es jedem Outfit einen eleganten Dreh.
Vor allem in den vergangenen Jahren ist die kontroverse Farbe aber in der Gunst der Modewelt gestiegen – und in sozialen Medien sogar zum Trend geworden: Selbst ernannte «Vanilla Girls» zeigen sich von Kopf bis Fuß in hellen, neutralen Tönen – inspiriert etwa vom Minimalismus und der Auseinandersetzung mit der Natur und ihrer Farbpalette.
Beige hat sich also in so manchen Kleiderschränken von der Neben- zur Hauptrolle entwickelt. Allerdings gibt es nicht den einen angesagten Beigeton, sondern eine ganze Palette unterschiedlicher Nuancen – für jede Stilrichtung und jeden Typ: «Warmes Beige sieht bei Personen, die warme Haut-, Haar- und Augenfarben haben, besonders gut aus. Zu kühlen Tönen passt eher ein Graubeige oder auch Greige genannt», sagt die Typ- und Farbberaterin Jasmin Link aus Stromberg.
Edel mit Petrolblau
Und während derzeit vor allem «Head-to-Toe-Looks» angesagt sind, also eine Zusammenstellung von Stücken in einer Farbe, kann man sich auch langsam an den Trend herantasten. «Es gibt keine genaue Regel, wie viel Beige in einem Outfit zu viel ist», sagt die Berliner Modestylistin und Personal Shopperin Valeriya Licht. «Ein ausgewogenes Verhältnis mit anderen Farben kann jedoch eine gute Wahl sein.»
Und tatsächlich gibt es eine Vielzahl von Tönen, die sich gut mit der zurückhaltenden Farbe Beige kombinieren lassen – je nachdem, was man ausdrücken möchte, ob ein eher lässiger oder ein eleganter Look entstehen soll.
«Edel wirkt Beige mit Petrol kombiniert», sagt Jasmin Link. «Schön finde ich auch sogenannte Meer-Strand-Kombinationen aus hellem Beige mit Meeres- oder Jeansblau. Das wirkt harmonisch und cool sowie zeitlos.» Der Personal Shopperin Valeriya Licht zufolge, kommt der Ton am besten mit «neutralen Farben» zur Geltung. Und mit warmen Tönen. Also entweder mit Weiß, Grau und Schwarz oder etwa mit Braun und Gold. Auch gedeckte Farben wie Olive und Ocker lassen sich gut mit Beige kombinieren – und sogar auffällige Muster wie Animal Prints.
Materialmix macht die Farbe interessanter
Und man kann noch etwas beachten: «Wenn verschiedene Beigetöne kombiniert und Materialien gemixt werden, wirkt der ganze Look interessanter», so Jasmin Link. Es lässt sich also gut mit unterschiedlichen Schattierungen, Kontrasten und Texturen spielen, ein Slip-Dress aus Seide oder Satin etwa mit einem XL-Cardigan aus grobem Strick lässig zu Sneakern stylen. Einem beigen Leinenanzug mit weiten Beinen verleiht man etwa mit einem Print-Shirt das gewisse Etwas. Das Motto: Gegensätze ziehen sich an – sowohl bei der Stofflichkeit als auch beim Mix verschiedener Stile.
Wie bei so vielen Trends stellt sich allerdings die Frage nach der Beständigkeit. Wer hat schließlich nicht schon unzählige Modeerscheinungen kommen und wieder gehen sehen?
Hier lautet die Prognose: Als Basisfarbe für weite Hosen wie die Marlene- oder Palazzohose, für Oversize-Blazer, als Basttasche oder Bastgürtel «oder auch für Schuhe wird Beige bleiben, weil es so gut kombiniert werden kann», erklärt Jasmin Link. Nur die derzeit besonders angesagten Ton-in-Ton-Looks könnten künftig wieder seltener zu sehen sein. Auch Valeriya Licht stimmt zu, dass der vielseitige Farbklassiker sich so schnell nicht aus der Modewelt verabschieden wird.
Wer mit dem Gedanken spielt, die eigene Garderobe um beige Teile zu ergänzen, kann also auf Klassiker und Basics setzen. Das sei schließlich auch eine Form der Nachhaltigkeit, so die Farb- und Typberaterin Link.