Der ein oder andere hat sie vielleicht noch aus vergangenen Jahren im Schuhschrank stehen, jetzt sieht man sie wieder häufiger auf der Straße: Westernstiefel.
Im Interview erklärt Claudia Schulz, Sprecherin des Deutschen Schuhinstituts, warum sich die Exemplare besonders in der Übergangszeit gut an den Füßen machen – und wann man Hosen ruhig mal in Boots stecken sollte.
Stiefel gehören zum Herbst und Winter wie Bademode zum Sommer. Auf welche Modelle können wir uns für die Saison 2023 und 2024 freuen?
Claudia Schulz: Gleich auf mehrere. Ein großer Favorit sind Westernboots in sämtlichen Formen. Für den Herbst sind vor allem Modelle angesagt, die einen hohen Schaft haben und fast bis zum Knie gehen. Das Tolle an diesen Stiefeln: Sie verlängern die Kleidersaison in Richtung Herbst, da man so auch ohne Strumpfhose noch eine Weile vor die Tür gehen kann. Das sieht einfach cooler aus.
Ansonsten gibt es viele tolle Stiefeletten. Neben spitzen Formen geht der Trend hin zu eckig beziehungsweise karreeförmig.
Und auf welche Materialien sollen wir dabei setzen?
Schulz: Das kommt ganz auf den Schuh an. Aber Glattleder, also ein schönes Nappaleder, passt meistens. Auch Veloursleder ist angesagt, ich denke da zum Beispiel an die warmen Cognactöne. Ein weiterer Trend, der gerade zurückkommt, sind Stiefeletten aus Stretch-Materialien. Sie haben auf jeden Fall den großen Vorteil, dass sie sich an wirklich jeden Fuß und jedes Bein anpassen.
Wie sieht es mit Dauerbrennern wie Biker-Boots oder Overknee-Stiefeln aus?
Schulz: Zurzeit wird viel über Miniröcke gesprochen und dazu ist der Overknee im Winter immer beliebt. Im Gegensatz zu den Westernboots würde ich hier allerdings zur blickdichten Strumpfhose raten. Das kann den Look etwas entdramatisieren.
Ansonsten sind kniehohe, gerade geschnittene Stiefel mit derben Sohlen im Kommen. Sie erinnern fast ein wenig an Gummistiefel und eignen sich perfekt, um den Stil zu brechen. Kniestrümpfe in Kontrastfarben dazu, sowie feminine Kleider oder Röcke – und schon hat man einen tollen Look.
Wie es bei Trends oft der Fall ist, waren viele davon schon einmal da. Gibt es einen Trend, der wirklich neu ist?
Schulz: Das ist immer schwierig und es kommt auf das Alter an. Ich werde bald 60 Jahre alt und habe natürlich viele Trends schon gesehen und jeden Stiefeltrend schon mal mitgemacht. Aber für die jungen Mädchen sind Cowboyboots ein neues Thema. Deshalb finde ich es schwierig zu sagen, das hatten wir alles schon. Es ist ja auch immer die Frage, wie man Stiefel kombiniert.
Sie hatten eben die Biker Boots angesprochen, das sind für mich Klassiker. Aber wenn ich sie in diesem Winter mit kontrastfarbener Sohle trage und einen Minirock und Oversize-Blazer dazu style, wird ein neuer Look draus.
Welche Trends erwarten uns bei den Männern?
Schulz: Der klassische Chelsea Boot ist wieder zurück. Die jungen, modischen Männer haben im Sommer schon Loafer in glänzendem Brushleder getragen und dieser Materialtrend setzt sich bei den Stiefeln fort.
Männer dürfen aber gern auch kernigere Boots wählen, also Schnürboots, die etwas höher gehen als nur bis zum Knöchel. Besonders lässig sieht es aus, wenn der Mann dann seine Hose etwas reinsteckt.
Abgesehen von Stiefeln – welche Schuhtrends erwarten uns noch im Herbst und Winter?
Schulz: Ganz wichtig finde ich Schwarz. Natürlich ist dieser Ton immer da, aber diese Saison wird er wirklich als Modefarbe gefeiert. Ich kann Schwarz über verschiedenste Texturen darstellen. Bei Schuhen sind das dann Mattglanz-Modelle, bei der Oberbekleidung analog dazu vielleicht ein Samtstoff.
Auf Farbe müssen wir diesen Herbst allerdings nicht verzichten. Im Gegenteil. Stiefeletten in Edelsteinfarben wie Smaragd oder Amethyst sind angesagt, ebenso wie Stretch-Booties mit Lurex- oder Glanzfäden.
Und passend für den Übergang: Ballerinas kommen zurück, mit Riemchen oder – Richtung Chanel gedacht – mit einer farbig abgesetzten Spitze. Muss auch nicht aus Leder sein, sondern zum Beispiel aus Brokat, Samt oder Lack-Metallic. Kombiniert mit einer Baggy-Jeans und einem Blazer entsteht wieder ein spannendes Outfit aus Kontrasten – und das ist sowieso mein liebster Styling-Tipp für die kommende Saison.