Selbst wer vor ein paar Jahren noch kritisch auf Kleidung mit Leopardenmuster geblickt hat, sieht das mittlerweile womöglich anders, hat heute vielleicht sogar selbst mindestens ein Kleidungsstück mit Animal-Print im Schrank. Denn Leo ist angesagt – ob nun als edle Bluse, auf dem Mantel, am Gürtel oder auf den spitzen Ballerinas. «Das Trendmuster feiert 2024 sein stilvolles Comeback», schreibt etwa die «Vogue» schon Anfang dieses Jahres.
Die «Elle» sieht ebenfalls «ein fulminantes Revival». Und die «Glamour» nennt das Leopardenmuster auch noch für den kommenden Herbst und Winter 2024/2025 einen Modetrend – in den Kollektionen der Designerinnen und Designer etwa in Form von lässigen Jeans, auf Schlauchkleidern oder als Statement-Mantel.
Muster mit Signalwirkung
Ganz neu ist das alles natürlich nicht: Schließlich hat es fast jeden Modetrend so oder so ähnlich schon einmal gegeben. Das Leopardenmuster ist da keine Ausnahme, ganz im Gegenteil. «Schon bei den Römern gab es Leopardenfelle, die zum Beispiel von siegreichen Gladiatoren als Trophäe getragen wurden oder von Herrschern als Machtsymbol», sagt die Dozentin für Kostüm- und Modegeschichte Susan-Katrin Konerding.
Signalwirkung hat das tierische Muster auch heute. «Der Leoparden-Trend ist nur noch denkbar ohne tierisches Produkt. Dadurch hat er seinen ursprünglich archaisch animalischen Ausdruck ein wenig verloren», sagt Konerding. Dennoch verkörpere das Muster am Körper der Trägerin immer noch «eine gewisse Sexiness, ein selbstbewusstes Erscheinungsbild» – egal aus welchem textilen Rohstoff es gefertigt wurde. Es könne, so Konerding, «als Ausdruck von Stärke» interpretiert werden, als Ausdruck einer gewissen Eleganz oder von Reichtum.
Wer in einem Leo-Mantel vor die Tür geht, setzt also automatisch ein modisches Statement. Vermutlich macht das auch den Reiz des Musters aus. Doch kaum ein anderer Print hat innerhalb weniger Jahrzehnte so eine Wandlung in der modischen Wahrnehmung durchgemacht.
Vom Trend zum Kitsch
«In den 1950er- und 1960er-Jahren wurde das Leopardenmuster von einigen als luxuriös und stilvoll angesehen, insbesondere in Verbindung mit Hollywood-Ikonen wie Marilyn Monroe», sagt Jutta Flick, Personal Shopperin und Stylistin. Auch im folgenden Jahrzehnt war das Muster beliebt, wurde mit der aufkommenden Disco-Kultur in Verbindung gebracht – übrigens nicht nur in der Mode. Auch Accessoires und Möbel trugen Leo. «In den 1980er-Jahren erreichte das Leopardenmuster eine breite Akzeptanz und wurde in verschiedenen Designerkollektionen präsentiert», so Flick.
Doch nur kurze Zeit später wurde aus dem Trend mit Hollywood-Glamour ein modisches No-Go, das Leopardenmuster galt als kitschig. «Falsch getragen kann Leo-Print oft ein billiges Erscheinungsbild hervorrufen», sagt Susan-Katrin Konerding. «Hierbei sind vor allem die Materialien, der Schnitt und das Styling ausschlaggebend.»
Und heute? Da passt das Leopardenmuster wie die Faust aufs Auge zum allgegenwärtigen Mob-Wife-Modetrend mit seinen voluminösen Frisuren, roten Lippen, großen Sonnenbrillen und viel Bling-Bling. Der Trend, so schreibt es die «Glamour», begann als Social-Media-Phänomen. Und er bildet einen Kontrast zu all den zurückhaltenden, cleanen Looks, die in den vergangenen Jahren omnipräsent waren.
Schwarz, Beige und Rot sind gute Partner
Dennoch gilt beim Leopardenmuster ein wenig Vorsicht: Das Outfit steht und fällt mit der richtigen Kombination des Prints. «Am besten kombiniert man mit den Farben, die das Leopardenmuster vorgibt, meist Beige oder Schwarz», rät Jutta Flick.
Auch ein kräftiges Rot kann den Look vervollständigen. Achten Sie allerdings darauf, einen passenden Rotton zu wählen. «Leo-Muster können nach dem Farbprinzip eher kalt oder warm sein», erklärt Flick. «Je nachdem sollte das Rot dann auch kalt oder warm sein, damit die Teile gut harmonieren.»
Mag man es eher sportlich, dann sind lässige Jeans und Sneaker passende Styling-Partner zu Stücken mit Leopardenmuster. Wer ein sexy Outfit für den Abend sucht, ist beispielsweise mit einer Seidenbluse mit Leopardenmuster und einer schlichten, schwarzen Lederhose in Kombination mit klassischen Pumps gut beraten. Etwas lässiger wird der Mix aus Satin-Kleid mit Leopardenmuster, derben Boots und Lederjacke.
«Der Animal-Print wird sowohl in High-Fashion als auch in Mainstream-Mode verwendet und von vielen als zeitloses Element betrachtet, das einem Outfit eine gewisse Raffinesse verleiht», sagt Jutta Flick. Zu viel Leopardenmuster auf einmal sollte es dafür aber nicht sein: «Meist kombiniert man im Outfit nur ein Teil mit Leomuster, da es ausdrucksstark genug ist», so Flick. Ansonsten kann der Look schnell überfrachtet wirken, das gemusterte Trendteil wird dann nicht mehr als Highlight wahrgenommen. Und das wäre nun wirklich schade.