Weniger besitzen, mehr leihen: So lautet die Devise von Unternehmen, die Kleidung zur Miete anbieten. Damit wollen sie dem schnelllebigen Modemarkt, der viele Ressourcen verbraucht, den Kampf ansagen – der Umwelt zuliebe.
Für Frauen ist das Mietangebot an Shirts, Hosen und Jacken groß. Aber auch Berufskleidung und Anzüge kann man im Netz und ausgesuchten Shops leasen. Für Männer ist das Angebot hingegen dürftig. Häufig gehen die Teile entweder nach einer vereinbarten Zeit oder einem bestimmten Anlass zurück. Wer eine monatliche Gebühr zahlt, bekommt im Gegenzug neue Teile zugeschickt.
Besonders diese Abo-Modelle mit einem ständigen Tausch der Kleidung hält Brigitte Zietlow vom Umweltbundesamt (UBA) für weniger nachhaltig. Ob dadurch wirklich Kleidungsstücke eingespart werden, kann die Expertin nicht einschätzen. Allerdings komme es auch auf die Nutzungsdauer und -intensität der Teile an.
Einige Anbieter reparieren die Stücke regelmäßig
Beim Hamburger Unternehmen Unown Fashion werden Kollektionen nach eigenen Angaben nicht jede Saison erneuert. Die hochwertigen Kleidungsstücke werden laut Co-Gründerin Linda Ahrens so lange vermietet, bis sie entweder nicht mehr zu reparieren sind oder Flecken haben, die nicht zu entfernen sind. Dann werden sie als Secondhand-Ware verkauft.
Das Unternehmen besteht seit 2019. In diesem Jahr gingen einige der Kleidungsstücke in den dritten Winter, sagt Ahrens. Wie viele Saisons die Ware am Ende durchhalten wird, kann die Gründerin nicht abschätzen.
Doch wie sieht es mit der Hin-und-Her-Schickerei der Kleidung auf dem Postweg aus – macht das den Nachhaltigkeitseffekt nicht zunichte?
Nein, sagt Ahrens. «Der Effekt, den wir durch längeres Tragen und unser zirkuläres Geschäftsmodell erzielen, ist viel größer als die damit einhergehenden Versandemissionen, die wir als Konsumentinnen und Konsumenten oft massiv überschätzen.»
Bei Kinder- und Festbekleidung kann die Miete sinnvoll sein
Umweltbundesamt-Expertin Zietlow sagt hingegen, dass es – je nach Mietmodell – zu Rebound-Effekten kommen kann. Das heißt: Die Ressourceneinsparung durch die Mietmode geht an anderer Stelle wieder verloren – zum Beispiel durch den Versand. Dieser Effekt sei aber geringer einzuschätzen als zum Beispiel bei Miet-E-Scootern.
Eine aktuelle Studie des UBA zeige, dass die größten Umwelteinwirkungen beim Onlinegeschäft aus den Transporten der «letzten Meile» und den Versandverpackungen resultierten.
Den Verpackungsmüll will Linda Ahrens aus ihrer Gleichung herausgestrichen wissen. Bei Unown Fashion arbeite man ausschließlich mit wiederverwendbaren Versandtaschen, ohne Umverpackung.
Aus Sicht von Brigitte Zietlow lohnt sich das Mieten von Kleidung, die nur zu wenigen Anlässen getragen wird – etwa Festkleidung. Und für Kinderkleidung, die wachstumsbedingt nur kurze Zeit getragen wird.