In diesem Herbst und Winter zeigt die Frauenmode zwei Trends: einen für den Tag und einen für den Abend. «Es gibt eine ganz starke Polarisierung zwischen unserer Kleidung für den Alltag und unserer Kleidung für besondere Anlässe», sagt Carl Tillessen, Trendanalyst des Deutschen Mode-Instituts. «Alles dazwischen ist im Moment eigentlich uninteressant.»
Der Tag-Trend: Das Bequeme
«Wir nehmen sehr viel mit aus dem Homeoffice, aus dem Lockdown in unseren post-pandemischen Alltag», erklärt Carl Tillessen den Grund für diese modische Entwicklung. «Nämlich diese Bequemlichkeit, diese Lässigkeit, an die wir uns gewöhnt haben.» Daher findet man auch weiterhin bequeme Hosen im Handel, weite Schnitte und gemütliche Stoffe.
Und das wird auch erst mal so bleiben. Denn zu den modischen Veränderungen durch das Homeoffice gehörte für viele auch, dass sie ihren beruflichen Dresscode ablegen konnten – weg mit den Blazern, den fein säuberlich gebügelten Blusen und engen Kostümen.
Solche Annehmlichkeiten gebe man «nicht kampflos wieder auf», sagt Modeanalyst Tillessen. Zumal sich ihre Entwicklung schon vorher abzeichnete, nun aber beschleunigt hat. «Was unter normalen Umständen zehn Jahre gedauert hätte, ist jetzt in zwei Jahren über die Bühne gegangen.»
Feine Stoffe und Schnitte für die Ausgeh-Jogginghose
Wer mit der trendigen Jogginghose ausgeht, trägt eine andere als die zum Serienschauen oder Abhängen auf der Couch, so Carl Tillessen. Die Ausgeh-Jogginghose ist schicker, «von einer fast schon überraschenden Eleganz».
Das geht über Stoffe und Schnitte. Oder über Farben, in denen etwa auch schicke Mäntel oder Anzug- und Blazerkombinationen gerne geschneidert werden. Sie geben der Jogginghose Schick und Wertigkeit. Camel, schönes Schwarz und Dunkelblau zum Beispiel.
Das sind die weiteren bequemen Must-haves der Saison:
1. Teddyplüsch
Wenn derzeit ein Stoff geradezu als Trend auf der Hand liegt, dann dieser: Der Teddyplüsch. Man sieht ihn vor allem am Mantel. Und dort übrigens auch auffallend häufig in ausgehtauglichen Farben – starkes Pink, strahlendes Blau zum Beispiel.
Übrigens noch so eine Sache, die einfach zu kuschelig-warm ist, um sie nicht in einem weiteren Krisenwinter zu tragen: Puffjacken. Sie sieht man ebenfalls oft in starken Farben und in Übergröße wie auch «cropped», also superkurz.
2. Auffälliger Strick
Farbenfroh, starke Muster, wenn nicht gar eine ganze Landschaft auf der Front: Die Strickpullover in dieser Saison fallen auf.
3. Große Ansagen
Wer wir sind, wofür wir stehen – das zeigen jetzt die Kleidungsstücke sehr plakativ: Mit großen Buchstaben, gerne mal im Graffitistil, vor allem an bequemen Sweatern und Hoodies. Manchmal gibt’s auch ein paar nette Botschaften fürs Gegenüber.
Der Abend- und Anlass-Trend: Das Schicke
Und dann gibt es da die Ausgeh-Mode als starken Kontrast zum Gemütlichkeitslook. Viele Menschen haben Nachholbedarf, sagt Modeanalyst Carl Tillessen. «Sie wollen sich wieder schick machen, sich wieder zeigen, wieder glamourös sein. Das wird dann aber nur abends oder zu besonderen Anlässen ausgelebt.»
Tagsüber trägt man zum Beispiel weiterhin den bequemen Sneaker. Aber: «Wenn man ausgehen will, dann zieht man den 15-Zentimeter-Absatz für die paar Schritte vom Taxi zur Bar an», führt Tillessen aus. Man stöckelt also nicht mehr vorher schon den ganzen Tag auf mittelhohen, schlichten schwarzen Pumps herum, die man dann auch zum Ausgehen anlässt. «Zum Ausgehen zieht man sich um und steht nicht mehr im Pullover im Club herum, wie man das vor ein paar Jahren gemacht hätte», so der Modeexperte.
Kleidung steht für Spaß am Leben
Diese Mode versprüht Lebenshunger, sie ist extrovertiert und auffallend. Sie ist sexy, teils hüllenlos. «Durch den enormen Nachholbedarf nach Körperlichkeit kehrt mit Wucht eine Sexyness in die Mode zurück, von der wir eigentlich geglaubt hatten, dass wir sie gerade hinter uns gelassen hätten», schreibt das Fachmagazin «Textile Network» (online) über den Trend.
Die Kleidung zeigt also, dass man Spaß haben möchte am Leben. Aber auch, dass man Spaß hat an der Mode. Das geht allerdings nur, wenn man sich wohl fühlt in den knappen, kurzen und wenig verhüllenden Outfits. Und wenn nicht, es gibt auch sonst viele Looks, die Spaß machen – mit mehr Stoff.
Kleidungsstücke, die glitzern und starke Farben tragen. «Das geht oft einher mit geradezu übermütiger, kindischer Fröhlichkeit, die als infantile Comic-Motive auf der Kleidung zu sehen ist», so Trendanalyst Carl Tillessen.
Die schicken Must-haves des Trends:
1. Die Minis
Die Zeitschrift «Vogue» nennt ihn «das überraschendste Debut» in ihren Top Ten für die Saison: Den Winter-Mini. An kalten Tagen gelten nun Mini-Röcke, laut dem Deutschen Mode-Institut (DMI) auch Mini-Kleider und Mini-Shorts, als angesagt. Von knapp über den Po bis knapp über das Knie, alle kurzen Längen sind dabei.
Das lässt viel Raum für einen schönen hohen und oft gerade geschnittenen Stiefel. «Je klobiger oder weiter der Schaft, desto schlanker wirkt das Bein», so der Tipp des DMI dazu. Außerdem gibt der Mini noch einem Kleidungsstück Raum für ein Comeback: auffällige Strumpfhosen.
2. Der ausgefallene Anzug
Das Deutsche Mode-Institut überschreibt es das «Power Suiting». Die Rede ist von ausgefallenen Blazer-Kombinationen mit expressiven Farben oder starken Mustern. Auch die Schnitte dürfen auffallen, zum Beispiel als besonders weite Hosenbeine, kastige Schulterpolster und überlange Blazer.
3. Kleider mit was dran
Ihr Kleid ist in diesem Herbst modisch angesagt, wenn es irgendwas hat, das auffällt: Puff-Ärmel, Raffungen, Schluppen, besondere Muster. Und laut DMI sollte es dann minikurz oder midilang sein. Dagegen setzt die Zeitschrift «Vogue» in ihrem Trendausblick auf Maxikleider. Zumindest bei den Modeschauen für diese Saison hätten sie eine «wirklich übergeordnete Rolle» gespielt.