Ja, es geht. Manche können einen Tag lang auf Highheels laufen. Das ist Übungssache – und viele schwören dabei auch auf teure Schuhmarken, die nahezu so bequem wie ein Paar Sneaker sein sollen.
Wie das möglich ist, kann Claudia Schulz erklären. Sie ist Sprecherin des Deutschen Schuhinstituts und des Bundesverbands der Schuh- und Lederwarenindustrie. Im Interview sagt sie, welche Faktoren Sie beachten sollten, wenn es um den Tragekomfort von Pumps und den höheren Highheels geht. Und sie verrät, wieso ein Cent-Stück beim Schuhkauf helfen kann.
Warum lassen sich manche marken-Highheels so gut tragen?
Claudia Schulz: Gute Qualität ist wichtig, das kann ich auf jeden Fall schon mal unterschreiben. Weil der Pumps dann eher ergonomisch geformt ist als preiswerte Highheels. Mit manchen Pumps laufe ich sogar manchmal besser als im Sneaker.
Aber es kommt dabei nicht auf die richtige Marke an, sondern dass die Ausstattung stimmt. Ich selbst habe Pumps von verschiedenen Marken, auch mit riesigen Preisunterschieden. Ich kann deshalb jetzt nicht automatisch sagen, dass der sehr teure Markenpumps so viel bequemer ist.
Es ist etwa wichtig, dass es im Vorfußbereich eine weiche Polsterung gibt. Diese Ausstattung gibt es nicht unbedingt bei sehr preiswerten Pumps. Die sind halt manchmal knochenhart. Ideal ist eine weiche Schaummasse, die zwischen der Sohle und dem Fußbett eingearbeitet ist. Gut ist auch ein sogenannter Rückstellschaum, der sich nach dem Tragen wieder zurückbildet, so dass der weiche Tragekomfort am nächsten Tag wieder vorhanden ist.
Bequemer sind oft Pumps, deren Gewölbe an der Seite ein bisschen höher gestaltet sind. Und die Fersenkappe sollte weich und im Innenleder eingearbeitet sein. Denn wenn die Kappe zu hart ist, verursacht sie leider häufig Blasen.
Dann kann es noch auf die Materialien ankommen: Bei Leder als Naturmaterial besteht die Möglichkeit, dass es sich noch ein bisschen ausdehnen kann. Synthetisches oder auch Lackleder ist einfach nicht so geschmeidig. Ich muss also damit rechnen, dass sich dieser Schuh nicht mit der Zeit an meinem Fuß anpasst, sondern dass er knochenhart bleibt.
Wann passen Highheels richtig?
Schulz: Ein Anzeichen, dass der Schuh tatsächlich passt, ist, wenn ich auf Ballen und Ferse gleichzeitig stehe. Und ich finde ganz wichtig, dass der Schuh hinten an der Ferse gut sitzt. Manche sagen ja, sie kaufen Highheels ein bisschen kleiner, damit sie hinten nicht heraus schlappen. Ich rate auf jeden Fall davon ab. Denn dann drückt der Schuh an anderer Stelle umso mehr, und man hat bestimmt keine Freude daran.
Es ist aber auch nicht gut, wenn man hinten leicht rausrutscht. Das macht das lange Tragen sehr schwierig, weil man sich dann vorne automatisch mit den Zehen im Schuh festkrallt. Daher sollte man darauf achten, dass hinten die Ferse vom Schuh gut eingeschlossen ist.
Dafür sollte aber vorne ein wenig Raum im Schuh frei bleiben. Konkret heißt es immer: Wenn man den Schuh anprobiert, sollte vorne beim großen Zeh noch eine Daumenbreite Platz sein. Für meinen Geschmack ist die Daumenbreite ein bisschen zu viel, denn dann schlappt man schnell wieder hinten raus. Aber ein Cent-Stück ist eine gute Orientierung. Vor allem: Daumen sind ja unterschiedlich breit, aber ein Cent-Stück ist ein Cent-Stück.
Und ich rate dazu, dass man im Geschäft eine größere Runde in dem Schuh läuft. Nach Möglichkeit sollte man das auf verschiedenen Böden tun, vielleicht auch eine Treppe gehen. Denn es ist eine ganz andere Sache, ob man auf glattem Boden oder auf Teppich läuft.
Gibt es Tricks, den Wunsch-Pumps bequemer zu machen?
Schulz: Wenn die Ferse vom Schuh nicht gut eingeschlossen ist, kann man sich ganz gut helfen mit Leder- oder Silikoneinsätzen, die man hinten im Schuh auf Höhe der Ferse anklebt. Was ich auch schon mal nutze: Man legt hinter dem Ballen Polster für den Mittelfuß auf die Sohle, Pelotten heißen die. Damit kann ich den Sitz des Pumps verbessern. Außerdem gibt es diese weichen Gelpads, die man vorn in den Schuh einlegt und damit den Ballen entlastet.